Psychotherapie-Kompakt: Indikation, Ablauf, Formalitäten und mögliche Nebenwirkungen.

Psychotherapie bedeutet wörtlich übersetzt Behandlung der Seele beziehungsweise Behandlung von seelischen Problemen. Sie bietet Hilfe bei Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Handelns. Darüber hinaus wird Psychotherapie bei psychosomatischen Störungen angewandt. Als Krankheitslehre berücksichtigt Psychosomatik psychische Einflüsse auf somatische (körperliche) Vorgänge und umgekehrt.

Bundesweit erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen Angststörungen, Depressionen und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentengebrauch. Für die knapp 18 Millionen Betroffenen und ihre Angehörigen ist eine psychische Erkrankung mit massivem Leid verbunden und führt oft zu schwerwiegenden Einschränkungen im sozialen und beruflichen Leben. (Quelle: DGPPN Faktenblatt, August 2021).

Je nachdem, welche Erkrankungen beziehungsweise Störungen behandelt werden, kann eine Einzel-, Gruppen-, Familien- oder Paartherapie erfolgen. Wobei die Kosten für Familien- und Paartherapie der Versicherungsträger nicht übernimmt.

Die psychotherapeutischen Sitzungen finden in Abhängigkeit des Anliegens im Einzel- oder Gruppensetting, einmal wöchentlich für jeweils 50 Min (Einzel) und 100 Min (Gruppe) statt.

Wann ist es ratsam einen Psychotherapeuten zu kontaktieren bzw. eine Therapie zu beginnen?

Wer von seelischen Problemen geplagt wird und diese alleine nicht in den Griff bekommt, sollte sich, wie bei körperlichen Erkrankungen nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies gilt natürlich vor allem dann, wenn sich die psychische Störung schon über längere Zeit hinzieht oder wenn sie sich immer weiter verschlimmert.

Bei folgenden Krankheitsbildern ist eine Psychotherapie indiziert:

  • Angststörungen (z.B. Panikattacken, soziale Phobien, Zahn- und Spritzenphobie)
  • Depressionen
  • Essstörungen (z.B. Magersucht, Bulimie)
  • Süchte (z.B. Alkohol, Drogen, Nikotin, Tabletten, Kaufen, Videospiele)
  • Traumata (nach Katastrophen, Auto- oder Arbeitsunfall, Missbrauch)
  • Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen
  • Schizophrenie
  • Schmerzstörungen
  • Burnout / Erschöpfung
  • Zwangsstörungen

Wie läuft eine Psychotherapie bei mir ab?

Zu Beginn steht für mich das gegenseitige Kennenlernen und damit der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zu Ihnen im Vordergrund. In den anschließenden fünf weiteren Sitzungen, der sog. Probatorik, werde ich anhand Ihrer persönlichen Darstellungen zur aktuellen Problematik und testpsychologischen Informationen eine Behandlungsdiagnose stellen, mit Ihnen gemeinsam erste Ziele vereinbaren und einen individuellen Behandlungsplan erstellen. Wenn Sie sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen können mit mir zusammen zu arbeiten, werden wir die Therapie beantragen.

Als psychologische Psychotherapeut mit der Fachkunde Verhaltenstherapie, werde ich in meiner Behandlung auf Verfahren eben dieser Schulrichtung aber auch Ansätze aus der sog. „Dritten Welle“ der Verhaltenstherapie berücksichtigen.

Innerhalb der Behandlung werden Ihnen wichtige Informationen zum Störungsbild vermittelt (Psychoedukation), Verhalten auf der Basis lernpsychologischer Erkenntnisse analysiert und im Laufe der Therapie modifiziert, Ihre Ressourcen aktiviert und gestärkt sowie Rückfallrisiken nach Behandlungsende (Rückfallprophylaxe) bearbeitet.

In der Verhaltenstherapie werden Sie im Vergleich zu anderen Behandlungsformen, z.B. Tiefenpsychologie, engmaschiger und konkreter durch mich unterstützt alte Gewohnheiten abzulegen, andere Wege auszuprobieren und damit neue Erfahrungen zu sammeln.

Ich gebe Ihnen Anleitung für bestimmte Übungen, die Sie in Ihren Alltag integrieren können, wodurch Sie systematisch dazu aufgefordert werden, sich mit Ihren bisherigen Denk- und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Bei sehr angstbesetzten Situationen /Reizen, wie bspw. Bahn-, Zug- oder Fahrstuhlfahrten, werde ich Sie im Rahmen einer sog. Expositionsbehandlung gerne begleiten.

Alle therapeutischen Interventionen haben das Ziel, Ihre Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen in der Art zu verändern, dass diese Sie weniger oder bestenfalls nicht mehr daran hindern, Ihre familiären und beruflichen Herausforderungen zu meistern und zwischenmenschliche Konflikte zu lösen.

Wichtig für den Behandlungserfolg ist Ihre Bereitschaft aktiv mitzuarbeiten und der echte Wille, etwas zu verändern. Eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung zwischen Ihnen und mir als Psychotherapeuten wird Ihnen helfen, sich auf den Therapieprozess einzulassen. Dabei gilt für mich die Regel: „Sie haben die Kontrolle, das heißt, es wird im Therapieprozess nichts geschehen, worüber Sie a) nicht im Vorfeld informiert worden und b) Sie haben immer die Möglichkeit Nein zu sagen.

Psychotherapieablauf auf den Punkt gebracht:

  • Wir lernen uns kennen, entwickeln eine tragfähige Arbeitsbeziehung und ich erfahre von Ihrer aktuellen Problemlage.
  • Ich führe eine Testdiagnostik durch und analysiere Ihre Denk- und Verhaltensmuster unter Einbezug biografischer Erfahrungen.
  • Ich stelle anhand der Informationen eine Diagnose, wir vereinbaren Therapieziele und besprechen die geeignete Behandlungsstrategie.
  • Sie stimmen zu und wir beginnen bisherige dysfunktionale Gefühle sowie Denk- und Verhaltensmuster zu verstehen, im Alltag zu beobachten und durch Übungen zu modifizieren.
  • Zum Abschluss sichern wir Ihre Therapieerfolge gegenüber möglichen Gefahrenquellen ab (Rückfallprophylaxe).

Nebenwirkungen in der Psychotherapie!

Eine Psychotherapie bedeutet immer eine Chance für einen Neubeginn – kann aber für Sie auch zur Belastungsprobe werden. Eine Psychotherapie sollte daher nur von entsprechend ausgebildeten Psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt werden.

Die Ausübung der Psychotherapie ist gesetzlich geregelt (Gesetz über die Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und Jugendlichentherapeuten – Psychotherapeutengesetz – Abkürzung: PsychThG).

Auch wenn eine Psychotherapie in der Regel positive Veränderungen bewirkt, können Sie sich gerade in der direkten Konfrontation mit Ihren Ängsten, Zwängen oder verdrängten Erlebnissen mitunter auch überfordert oder vorübergehend stark belastet fühlen. Beispielsweise können Phasen der Symptomverschlechterung, erhöhten Selbstzweifel oder Selbstüberschätzung, Veränderungen und Verschlechterungen in partnerschaftlichen, familiären oder beruflichen Beziehungen eintreten.

Wenn Sie eine Psychotherapie aufnehmen, sollte Sie sich grundsätzlich darauf einstellen, dass dies Veränderungen in Ihrem Leben auftreten können.

Sie haben weitere Fragen zum Vorgehen? Dann kontaktieren Sie mich.